Die Anfänge
Statt eines Vorworts
„Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank“, so äußerte sich Joachim Ringelnatz in den 1920er Jahren über diese damals noch junge Sportart. Zumindest der zweite Teil der Aussage war schon dazumal nicht mehr zutreffend. Heute um so weniger. In nahezu völligem Kontrast zur großen Bedeutung dieses Sportes steht die verschwindend geringe Zahl von Historikern, die sich ernsthaft damit befassen. Die im Folgenden dargelegten Aufzeichnungen entstanden aus Niederschriften, Befragungen und Erinnerungen älterer Sportfreunde und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Sie verstehen sich als Beitrag zur Würdigung von 100 Jahren Fußball in Königsbrück und könnten Ausgangspunkt für eine umfassende Chronik des Vereins SV Königsbrück/Laußnitz e. V. sein. Für die weitere Erarbeitung einer solchen Chronik sind weitere Recherchen notwendig. Wir danken allen, die zur Entstehung der vorliegenden Erinnerungen beigetragen haben; besonders denken wir dabei an die ehemaligen Mitglieder unseres Vereins Erich Feller und Manfred Maethner, die sich jahrzehntelang für die Bewahrung der Vereinstraditionen engagierten und verdient gemacht haben. Vorstand des SV Königsbrück/Laußnitz e. V. im Juni 2012
Mit Wacker fing alles an Die erste organisierte Fußballmannschaft in Königsbrück nannte sich Wacker Königsbrück. Nach Archivunterlagen der Stadt Königsbrück wurde die Gründung des Fußballclubs für das Jahr 1912 dokumentiert. Aus Veröffentlichungen jener Zeit gehen die Aktivitäten des jungen Vereins hervor.
Die Initiatoren und Gründer des Königsbrücker Fußballs waren:
1. Vorstand: Max Kästner
Stellvertreter: Theodor Schmidt
Kassierer: Fritz Opitz
Schriftführer: Otto Feller
1. Kapitän: Max Haupt
2. Kapitän: Kurt Schelling
Kassenrevisoren: Franz Lehmann & Paul Jähne
Der Sportplatz befand sich am Alten Lager neben der damaligen Schnapsfabrik. Es war ein unbefestigter Sandplatz, der auch nicht die vorgeschriebene Größe verfügte. Es gab weder Umkleidemöglichkeiten noch irgendwelche Sanitäranlagen. Beim Umkleiden wurden die Sachen an die Bäume gehängt und die Notdurft musste im Walde verrichtet werden. Vom 1. Vorsitzenden, Max Kästner, ist leider wenig bekannt. Wir wissen nur, dass er am 17. November 1890 geboren wurde und dass er im 1. Weltkriegsjahr 1914 umgekommen ist.
Über das Fußballgeschehen in Königsbrück nach 1918 ist nur wenig überliefert. Anzunehmen ist, dass der Fußballsport einige Jahre ruhte. Dominanz hatte das Turnen und als Ballspiel war Raffball verbreitet, eine spezielle Ballspielart. Ab 1925/26 entwickelte sich in Königsbrück auch der Handballsport.
In Königsbrück existierten zu dieser Zeit der Sportplatz am Ostbahnhof und der Rot-Sport-Platz an der damaligen General-Ludendorff- Straße, der jetzigen Käthe-Kollwitz- Straße. Am Ostbahnhof diente ein abgestellter Eisenbahnwaggon als Umkleideraum. Von 1924 bis 1928 wurde vom Arbeitersportverein der Sportplatz am Furtweg gebaut. Die Spielfläche war befestigt und die Größe entsprach noch nicht den vorgeschriebenen Maßen.
Anlässlich der Einweihung des Platzes im Jahr 1928 kam es zur Gründung eines Arbeiterfußballvereins. Der Initiator und 1. Vorsitzende war Herbert Wächter.
Endgültig fertiggestellt wurde der Platz jedoch erst 1930/31. Dem Mannschaftskreis gehörten etwa 15 Spieler an, deren Namen uns leider nicht bekannt sind. Gespielt wurde gegen Mannschaften der sogenannten „Heidegruppe“, die sich von Schwepnitz bis nach Weixdorf erstreckte. Es war um das eigentliche Fußballspielen herum starke Motivation gefragt, denn zu den Spielorten der Auswärtsspiele gelangten die Enthusiasten allein mit Fahrrad oder zu Fuß.
Der Arbeitersport hatte mit Beginn des "3. Reiches" keine Chance. Somit kam der Männerfußball 1933 zum Erliegen.