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"Wir wollen ganz oben mitspielen"

Interview zur Saison 2024/25

Im Doppelinterview äußern sich der verantwortliche Trainer Thomas Böhme und Kapitän Sven Demel zur abgelaufenen Spielzeit in der Fußballkreisliga. Im Vorjahr antwortete Thomas Böhme sehr vorsichtig auf die Frage, welches optimistische Ziel sich das Team für das kommende Spieljahr stellt. Von einem gesicherten Platz im Mittelfeld mit Blickrichtung nach oben und nicht nach unten war die Rede. Mit dem erreichten vierten Tabellenplatz in der Kreisliga wurde nach durchwachsener Saison unter dem Strich gegenüber dem Vorjahr ein um sieben Plätze verbesserter Rang in der Tabelle erreicht.                                                     

Thomas und Sven, wie fällt aus eurer Sicht das Fazit der abgelaufenen Saison aus?

Thomas: Grundsätzlich bin ich mit dem Erreichen des vierten Platzes zufrieden, und trotzdem war die vertane Chance, am letzten Spieltag auf Platz 3 zu kommen, schon das Haar in der Suppe. Ich denke wir haben uns im Vergleich zur letzten Saison verbessert und stabilisiert. Natürlich ist noch Luft nach oben und natürlich wollen wir weiter daran arbeiten uns zu steigern.

Sven: Gemischt, aber eher positiv, weil wir es geschafft haben, uns tabellarisch - und in den meisten Partien auch spielerisch -  im Vergleich zur vorangegangenen Saison zu verbessern. Trotzdem hatten wir auch Phasen in der Saison oder einzelnen Spielen, wo wir uns sehr schwergetan haben, insbesondere gegen Teams, die vermeintlich schwächer als wir waren. Da haben wir auch einige unnötige Punkte liegen lassen, was mich immer noch ein bisschen ärgert.

Von manchem Beobachter werden zwei Kernprobleme thematisiert: Das nicht ausreichende Defensivverhalten und die ungenügende Effizienz im Torabschluss. Sie kosteten trotz hohen Engagements des Teams oft Punkte. Welche Ideen habt ihr zur Behebung dieser Schwachstellen?

Thomas: Wir sind mit 44 Gegentreffern auf Platz 5 in der Liga. Das ist in meinen Augen nicht so schlecht. Unser Problem ist eher, dass, wenn wir im Abwehrverbund versagen, und das gleich richtig, dann zeigen uns die erfahrenen Truppen, wie Fehler gnadenlos ausgenutzt werden. Solche Spiele wie gegen die beiden Spitzenteams der Liga zeigen uns auch deutlich auf, dass wir eben noch nicht so weit sind.
Für mich ist das größere Problem die Chancenverwertung. Wir hatten oft Spiele, da waren wir spielerisch überlegen und haben viele Chancen herausgespielt, aber keine Tore gemacht, und im Gegenzug wird der erste Fehler konsequent bestraft. Dadurch haben wir viele Punkte liegen lassen und, ja, das schmerzt extrem. Im Gegensatz zu uns haben die ersten beiden Teams der Liga mehr als doppelt so viele Tore geschossen! Da haben wir noch viel zu tun. Wir haben eben keinen echten „Knipser“, und backen können wir uns keinen, d.h. wir müssen das Toreschießen auf breite Schultern verteilen.

Sven: Neben dem entsprechenden Training ist es schwer, da eine konkrete Lösung zu benennen, weil es beides Probleme sind, die viel im Kopf entschieden werden. Zum Defensivverhalten gehört die richtige Einstellung bei jedem einzelnen Spieler. Aus meiner Sicht waren alle Spieler fast immer entsprechend fokussiert. Und wenn man sich die Statistiken zur letzten Saison anschaut, stellt man fest, dass von unseren Gegentoren der allergrößte Anteil in ganz wenigen Spielen gefallen ist. Das heißt aber dann, zumeist hat das Abwehrverhalten der ganzen Mannschaft doch gestimmt. Die Effizienz im Torabschluss wird, hoffe ich, über einen guten Lauf und viel Selbstvertrauen zurückkommen. Wir haben aktuell nun mal keinen Stürmer mehr, der aus der Kalten seine 15 oder 20 Buden macht, auch wenn sich der eine oder andere möglicherweise dahin entwickeln kann. Aber deshalb ist eben auch in diesem Punkt die gesamte Mannschaft gefordert.

In der Aufstellung des Teams war eine mitunter von außen als heftig empfundene Rotation zu beobachten. Worin seht ihr die Vorteile und Nachteile dieses Herangehens?

Thomas: Ich bin auch dafür, dass man eine Stammelf hat. Aber es gibt jede Woche neue Herausforderungen. Krankheit, Arbeit, Urlaub, Sperren usw. Von außen hat man da sicher ein anderes Bild, als wenn man im täglichen Miteinander ist. Die Zuschauer wissen meist nicht, was es für Beweggründe gibt, warum ein Spieler spielt oder nicht. Noch einmal, da gibt es jede Woche neue Herausforderungen für die Aufstellung.
Die Rotation ist auch nötig, um alle Spieler bei Laune zu halten. Wir können es uns nicht leisten, einen Spieler zu verlieren, weil er aufgrund der fehlenden Spielpraxis keine Lust mehr hat. Das ist ein schmaler Grat, auf dem ich mich da als Trainer bewege: den sportlichen Erfolg und die Menschlichkeit und individuellen Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen. Dafür ist die Wiedergeburt der zweiten Mannschaft unheimlich wichtig. Ich freue mich sehr, dass dieser Weg gegangen wird und so alle Spieler ihre notwendige Spielerfahrung machen können.

Sven: Dazu muss ich als erstes sagen, dass wir da ja teilweise gar keine Wahl hatten zu rotieren aufgrund Verletzungen oder anderen ungeplanten Ausfällen von Leistungsträgern. Trotzdem sehe ich als Vorteil, dass man wegen der Rotation eben genau ein paar mehr als nur die “ersten” elf Leistungsträger hat und so dann mögliche Ausfälle besser kompensieren kann. Auch lässt sich so im Spiel besser mal etwas wechseln und so die Taktik anpassen, weil eben mehrere Spieler aufgrund der Rotation unterschiedliche Positionen besetzen können. Der große Nachteil ist natürlich, dass sich die Mannschaft kaum einspielen kann, weil eben oft jemand anderes neben einem spielt.

Die Stabilisierung des Teams hängt wesentlich von der schrittweisen Heranführung jüngerer Spieler ab. Welche Fortschritte und zu lösende Aufgaben seht ihr hier?

Thomas: Wir haben in dieser Saison 32 Spieler eingesetzt, darunter immer wieder Spieler der A-Jugend. Es ist auch weiterhin mein Ziel, die Jungs nach und nach mit heranzuziehen, ohne sie überzustrapazieren. Ich denke, das ist uns in der Vergangenheit ganz gut gelungen, die Jungs kommen immer wieder mit zum Männertraining, es scheint ihnen Spaß zu machen und sie sind sehr engagiert. Dass die Jungs alle gut kicken können, haben sie bereits mehrfach unter Beweis gestellt. So gut die neue Regel für die Spieler ist, länger in der A-Jugend spielen zu können, ist es für uns im Männerbereich natürlich nicht so erfreulich. Von ursprünglich angenommenen 4 Spielern wird uns lediglich Jerome Mickisch verstärken. Ich freue mich, dass er klar gesagt hat, in den Männerbereich wechseln zu wollen.

Sven: Meiner Meinung nach haben wir in dem Punkt in den letzten zwei Jahren sehr gute Fortschritte gemacht. Das sieht man auch am jungen Altersdurchschnitt in der Truppe. Ich denke ein großer Punkt dabei war, dass wir die Jungs als etablierte Spieler menschlich gut aufgenommen und in das Mannschaftsgefüge integriert haben. Da hat auch sehr geholfen, dass mittlerweile drei unserer Spieler A-Jugend- Trainer sind und so eh die Verbindung besteht. Auch finde ich es sehr gut, dass viele Spieler bereits, als sie noch A-Jugend gespielt haben, zu uns zum Training gekommen sind. Das motiviert sehr stark. Die größte Aufgabe wird sein, allen jungen Spielern genügend Spielzeit zu geben, so dass keiner auf der Strecke bleibt, einfach weil so viele gute Jungs in den letzten Jahren hochgekommen sind oder bald hochkommen werden. Dabei wird dann ab der kommenden Saison und hoffentlich in den nächsten Jahren die neu aufgelegte zweite Mannschaft helfen.

Zum Abschluss: Welches Ziel fasst ihr für das kommende Spieljahr ins Auge?

Thomas: Was erwartet man denn nach Platz 4? Da wir uns stetig verbessern wollen, kann das Ziel nur sein, vor Platz 4 zu landen. Ich mache kein Geheimnis darum, dass ich oder wir als Trainer angetreten bin, um in die Kreisoberliga aufzusteigen, aber wir haben keinen Druck. Wir brauchen Zeit, Geduld und vor allem als Mannschaft den Willen, das schaffen zu wollen. Und da muss am Sonntag vielleicht auch mal das Geburtstagskaffeetrinken bei Tanta Jutta hintangestellt werden!
Man muss sich aber auch immer wieder mal vor Augen führen, wie jung unsere Mannschaft eigentlich ist; und sie wird durch die nachrückenden A-Jugendspieler gefühlt immer jünger.
Eins vielleicht noch als Randnotiz…Kritik an den Trainern und Spielern ist jedem selbstverständlich erlaubt und das bringt uns ja auch weiter, aber wenn ich nach einem 9:2 Sieg als erstes höre, wie es denn sein kann, dass wir 2 Gegentore bekommen haben oder „naja 10 hätten es schon sein müssen“, da muss ich schmunzeln und sage ganz klar, man darf auch mal zufrieden sein!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein sportlich spannendes Jahr und vor allem allen Spielern und Zuschauern Gesundheit.

Sven: Seit wir abgestiegen sind war mein Ziel immer, so lange wie möglich, um den Aufstieg mitzuspielen - und das ist auch im nächsten Jahr wieder so.

Herzlichen Dank, Thomas und Sven, für eure klaren Worte. Wir freuen uns gemeinsam auf eine erfolgreiche Saison 2025/26.

Interview: Wolfgang Packebusch

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