Die Spielregie für den Ausflug nach Deutschbaselitz hätte dramatischer nicht ausfallen können. War die erste Hälfte mehr oder weniger noch durch ein Abtasten der beiden Kontrahenten gekennzeichnet, nahm das Match im zweiten Durchgang so richtig Fahrt auf und hatte dann (fast) alles parat, was ein rassiges Spiel auszeichnet.

In der ersten Hälfte fand der Gastgeber zwar etwas besser in die Partie und versuchte mit gefälligem Mittelfeldspiel bis vor den Kölauer Kasten zu gelangen. Dies gelang ihm bis auf wenige Ausnahmen (3‘, 7‘) aber nicht so recht. Kölauer Angriffsversuche blieben ebenfalls rar, so dass die ersten 45 Minuten ohne herausragende Höhepunkte blieben. Außer einigen Freistößen mit mehr oder weniger platzierten Abschlüssen gab es für hochklassige Einschussmöglichkeiten Fehlanzeige. So ging es nach einer beiderseits mittelmäßigen Halbzeit mit einem alles in allem gerechtfertigten 0:0 in die Kabine.

Optimisten im Lager der Gästefans rechneten mit einer starken zweiten Hälfte; Unkenrufer hielten es für wahrscheinlich, dass Kölau die ersten Minuten nach Wiederbeginn wieder mal verpennen könnte, wie so oft. Was dann aber eintrat, hatte von beidem etwas. Zunächst schienen die Pessimisten Recht zu behalten, denn binnen drei Minuten fand sich Kölau mit zwei Treffern im Nachteil. Nachdem sich die bis dahin eigentlich besser als zuletzt präsentierende Deckung beim ersten Tor komplett ausgespielt sah, verhalf das Schiedsrichtergespann dem Gastgeber zu allem Überfluss auch noch zum zweiten Tor. Falls wieder mal ein Lehrvideo zum Thema "Abseits" gedreht werden sollte, hatte man ein Musterbeispiel für einen klassischen Fall: der Torschütze befand sich mindestens fünf Meter im Abseits. Für den betreffenden Linienrichter wäre es ratsam, die geltenden Regelungen noch mal gründlich durchzuarbeiten.

Mit dem 0:2 aus Sicht Kölaus drehte sich aber urplötzlich das Spielgeschehen und man erlebte bis zum Abschluss eine Mannschaft, die sich voll in die Aufgabe kniete, das Match zu wenden. Immer energischer ging man in die Zweikämpfe, ging allen Bällen nach und beeindruckte den Gastgeber zusehends. Auch nach misslungenen Aktionen wie zu ungenau adressierten Pässen resignierte man nicht. Als dann Thomas Förster nach einem Foul außerhalb des Feldes behandelt werden musste, gelang den Kölauern mit einem Mann weniger der stark umjubelte Anschlusstreffer, den – wer denn sonst! – der Champion der Oberliga auf Vorarbeit von Pierre Fischer besorgte. Das Tor gab den Gästen weiteren Auftrieb und bescherte dem Gastgeber weitere unruhige Minuten. Der längere Zeit in der Luft liegende Ausgleich fiel dann etwa 10 Minuten vor dem Schlusspfiff, als erneut Robert Rüthrich nach Direktablage von Thomas Böhme clever abschloss. Angesteckt vom turbulenten Geschehen kann der Berichterstatter ohne VAR und nach vielseitiger Konsultation keine Garantie für alle Namensnennungen übernehmen. Selbst der Stadionsprecher verhedderte sich beim Zuordnen der Schützen zu den Toren. KöLau bot sich gar die reale Chance zum Siegtreffer. Sehr schön freigespielt, versuchte es Pierre Fischer volley aus Nahdistanz, traf aber leider nur den verdatterten Keeper des Teams vom Großteich. 

Fazit: In einem feurigen Spiel hat KöLau nach den beiden Tiefschlägen zu Beginn der zweiten Hälfte wie in besten Tagen zurückgefightet und ein mehr als verdientes Remis herausgearbeitet. Alle Spieler, alte und junge, gestandene und weiniger erfahrene haben ihren Beitrag zu diesem schönen Erfolg nach langer Durststrecke erbracht. Der I-Punkt aufs Geschehen waren dann noch die Schlusssequenzen! Nachdem Ivo Frommhold, einer der Besten an diesem Tag, angeschlagen ausgewechselt werden musste, kam der Platzherr doch tatsächlich noch zu einer 100%igen Möglichkeit. Wäre es der Gang der Dinge aus den letzten Partien gewesen, wäre das Ding wohl reingegangen. Doch heuer stand Thomas Förster im Wege und klärte auf der Linie. Wir werten dies als letztes Zeichen des Spiels, als Wende in eine Erfolgsspur.
(w.packebusch, 05.05.2019)

Aufstellung:
Kay Grosser ‒ Richard Ziesche ‒ Thomas Förster, Robin Görlitz, Ivo Frommhold (90‘+2 Daniel Schreiber) ‒ Pierre Fischer, Damian Hommel, Marcel Rauprich (46‘ Thomas Böhme) ‒ Robin Masch, Robert Rüthrich, Felix Schönwitz (56‘ Ronny Frommhold)

Zuschauer: 152
Schiedsrichter: Fabian Noack (SV Zeißig)

Tore: 1:0 Daniel Semmler (49'); 2:0 Philipp Neubauer (52'); 2:1, 2:2 Robert Rüthrich (60',81')